Als Studentin in Hamburg bin ich in der Adventszeit auf dem Weg zur Uni oft vor dem Schaufenster der theologischen Buchhandlung Anneliese Tuchel am Gänsemarkt stehen geblieben. Weniger wegen der theologischen Bücher, sondern vor allem wegen der Sievers-Hahn Krippenfiguren, die dort ausgestellt wurden. Handgeschnitzt und zauberhaft, aber für das schmale studentische Budget unerschwinglich! Mein damaliger Freund arbeitete als Aushilfe für den Versand in der Buchhandlung. Eines Tages – es war mal wieder der Beginn der Adventszeit – fragte er mich im Auftrag seiner Chefin, ob ich in den Wochen bis Weihnachten nicht für ein paar Stunden im Laden aushelfen könnte. Na klar, konnte ich. Den Großteil meines Verdienstes ließ ich mir einige Tage vor Weihnachten in Krippenfiguren auszahlen. Mein Freund machte es ebenso. Der Grundstein unserer Krippensammlung war gelegt.
Seitdem sind ziemlich viele Jahre vergangen. Mit dem Freund von damals bin ich mittlerweile seit fast 25 Jahren verheiratet. Die Krippensammlung umfasst neben dem klassischen Personal von Maria, Josef, Ochs und Esel längst eine mittelgroße Schafherde, Heerscharen von Engeln und diverse großformatige Reittiere für die Drei Heiligen Könige. Neben der reitenden Maria für die Adventszeit gibt es eine kniende Maria, die pünktlich am Heiligen Abend die reitende Maria ersetzt. Kurz: Unsere Krippensammlung ist vollständig. Dachte ich zumindest. Bis mein Mann vor zwei oder drei Jahren eine neue Figur mit nach Hause brachte: Der Herbergswirt. Vermisst hatte ich den Wirt bis dato nicht. Schließlich ist er kein echter Sympathieträger. Meine Lieblingsfiguren waren bis dahin ein sehr kleiner Engel und der weißhaarige König mit dem roten Mantel, der so würdevoll schreitet. Aber bestimmt nicht der Wirt! Trotzdem bekam der Wirt natürlich seinen Platz in der Eingangstür unserer Herberge. Dort stand er nun mit seiner hilflosen Geste und störte nicht weiter.
Bis ich im letzten Jahr kurz vor Weihnachten über diesen Song der kanadischen Liedermacherin Alana Levandoski gestolpert bin. Seitdem ist mir der Wirt ans Herz gewachsen. Ich ahne, dass er mir viel näher ist als der Engel oder der weißhaarigen König mit dem blauen Mantel, der alles stehen und liegen lässt, um seinem Stern zu folgen. So mutig und entschlossen bin ich nämlich meistens nicht, sondern eher eine von denen, die wie der Wirt irgendwann feststellt: Ich hab's verpasst...
The Inkeeper
We spend our whole life long
Looking for true love to come
We all do
We all do
Looking for our destiny
For our hearts to find a home
We all do
We all do
What am I to say?
What have I to prove?
Now that I missed it
I missed it
It was right in front of me
And I told it to move on
There was no room
There was no room
I saw the silence of the poor
I saw what they were after
We all do
We all do
I had a business to run
Had a plan I was to master
We all do
We all do
Pray for me
Pray for us all
Think of me when love calls
Der Wirt
Suchen wir nicht alle ein Leben lang
nach der wahren, großen Liebe?
Tun wir das nicht alle irgendwie?
Irgendwie?
Wir suchen nach unserer wahren Bestimmung,
nach einer Heimat für unser Herz.
Wir alle tun das
irgendwie.
Was soll ich sagen?
Was soll ich beweisen?
Jetzt, wo ich sie verpasst habe.
Ich habe sie verpasst.
Dabei stand sie direkt vor meiner Tür.
Aber ich, ich habe ihr gesagt, dass sie weitergehen soll.
Da war einfach kein Raum für sie.
Kein Raum.
Ich habe das Schweigen der Armut gesehen.
Sah, was sie suchten und brauchten.
Tun wir das nicht alle irgendwie?
Irgendwie?
Aber ich habe ein Geschäft zu führen
habe einen Plan für mein Leben.
Haben wir das nicht alle?
Irgendwie?
Bete für mich.
Bete für uns alle.
Und denk an mich, wenn die Liebe nach dir ruft.
Übertragung ins Deutsche: C. Süssenbach
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