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Mittsommer

Mittsommer
Foto: Pixabay

Mittsommer. Das sind lange Abende und laue Nächte, Leben in Fülle. Lebensfreude und Leichtigkeit.

Was wir im Frühling in die Erde gesät haben, nimmt nun Gestalt an, zeigte erste Früchte. Junge Vögel werden flügge, der Boden dürstet nach Wasser und dort, wo der Durst gestillt wird, verwandelt sich alles in ein Meer aus Farben.

Eine leuchtende Frucht dieser Tage ist das Johanniskraut mit seinen gelben Blüten. Benannt ist es nach Johannes, dem Täufer, dessen Geburtstag die christlichen Kirchen am 24. Juni feiern.

Das Johanniskraut ist die Sonnenkönigin in der Pflanzenwelt. Sie scheint das Sonnenlicht aufzunehmen und zu speichern, um es dann als Heilpflanze an Körper und Seele gleichermaßen auszuschütten. Auf der körperlichen Ebene fördert es die Heilung von Schnitt- und Stichwunden, aber auch von Verbrennungen und Entzündungen. Vor allem aber hilft es bei Wunden und Verletzungen der Seele. Seit Jahrhunderten ist das Johanniskraut bekannt als Anti-Depressivum. Heilkundige wie Hippokrates oder Paracelsus wussten, dass das im Johanniskraut  gespeicherte Sonnenlicht dunkle und böse Gedanken vertreibt.

In der keltischen Tradition gilt das Johanniskraut als besonders wirksam, wenn es zufällig und absichtslos gefunden wird. Häufig wurde es direkt am Körper getragen und  galt als Schutz gegen Tod und bösen Zauber aller Art sowie als Garant für Frieden und Wohlstand in der Familie. 

In der Carmina Gadelica, einer Sammlung von traditionellen Gebeten und Sprüchen von der Westküste Schottlands und den Hebriden findet sich auch einen Ausspruch über das Johanniskraut:

 

Ich werde mein Pflänzchen pflücken

als ein Gebet zu meinem König

um den Zorn blutdurstiger Männer zu stillen

um der List mutwilliger Frauen auf die Schliche zu kommen.

 

Ich werde mein Pflänzchen pflücken

als ein Gebet zu meinem König,

damit des Pflänzchen Kraft mein sei

in allem, was ich sehe.

 

Ich werde mein Pflänzchen pflücken

als Gebet zu den Dreien

unter dem Schirm der dreifaltigen Gnade

und Mariens, der Mutter Jesu.

 

Mittsommer - St. Johanni
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Ein Volksmärchen erzählt, dass sich einst ein junges Mädchen vor den Nachstellungen des Teufels in den Schutz des blühenden Johanniskrautes flüchtete. Voller Zorn schrie der Teufel: Hartheu, du verfluchtes Kraut, du hast geraubt mir meine Braut“.

Zur Rache richtete der Teufel  seine spitzen Krallen gegen die grünen Blätter des Johanniskrautes. Wirklich schaden konnte er der Sonnenkönigin damit nicht. Doch die Löcher, die seine Krallen hinterlassen haben, sind bis heute in den Blättern zu sehen.

Mittsommer - St. Johanni
Foto: Pixabay

Die Fähigkeit des Johanniskrautes das Licht zu speichern, erinnert mich daran, dass es gut ist, wenn ich mir in Hoch-Zeiten des Lebens einen Vorrat anlege für die Zeiten, in denen meine Kräfte und Energien schwinden. 

Menschen haben schon immer versucht, sich mit der positiven Kraft des Johanniskrautes zu bevorraten – in Form von Tees, Ölen, Salben. 

So benötigt man für die Zubereitung einer Tasse Tee 1-2 gehäufte Teelöffel des blühenden Krautes, egal ob frisch oder getrocknet und übergießt es mit frischem kochenden Wasser. Der Aufguss mit getrocknetem Kraut 10 Min zugedeckt ziehen lassen, frisches Kraut dagegen benötigt nur 2-3 Min.

 

Im eigenen Garten lässt sich das Johanniskraut leicht heimisch machen, da es sehr anspruchslos ist. Wild wächst es gern an Weg- und Feldrändern, auf Magerwiesen und auf Waldlichtungen. Die Pflanze kann sich in wenigen Jahren zu einer stattlichen kleinen Staude blühenden Sonnenlichts entwickelt.

 

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